Stellwerke und Eisenbahn in und um  Schelklingen

Das Stellwerk 1

Historische Postkarte, um 1920

Die links abgebildete Aufnahme zeigt von links nach rechts einen Teil der Bahnhofsanlage Schelklingen: Den Güterschuppen mit der Laderampe, die Bahnhofsgaststätte, das Empfangsgebäude, das heutige Rangierergebäude, dahinter das ehemalige Eisenbahnerwohnhaus, gefolgt vom Stellwerk 1. Oberhalb des Rangierergebäudes ist an der Straße ein weiteres Eisenbahnerwohnhaus und hinter dem Stellwerk 1 sind die Eisenbahnergärten zu sehen.


Beim Stellwerk 1 und Stellwerk 2 handelt es sich von der Architektur um ein sogenanntes "Württembergisches Stellwerk". Diese Bauform ist beispielsweise auch in Ulm am Güterbahnhof, in Allmendingen oder auch in Sigmaringen zu finden. Die beiden Gebäude in Schelklingen wurden im Zuge der Erweiterung der Bahnhofsanlage in Schelklingen durch den Bau der Nebenbahnnach Münsingen 1901 erbaut.

Stellwerk 1, 1990


Stellwerksbauten fallen in ganz Deutschland vom Baustil her unterschiedlich aus. Die württembergische Bauform entwickelte sich um 1890/1900 als Stellwerke mit Seilzügen Einzug in der technischen Sicherung von Bahnhöfen fanden. Die turmartige Bauweise wurde verwendet, um dem "Stellwerker" eine bessere Übersicht über seinen einzusehenden Stellwerksbezirk zu ermöglichen.
Nach dem Bauplan wurde das Stellwerk 1 bereits 1899 geplant. Der Bau dürfte bereits 1900 erfolgt sein, so daß der östliche Bahnhofskopf in Richtung Blaubeuren wohl schon 1900 in Betrieb gegangen sein dürfte. Ein Jahr später wurde dann das Stellwerk2 erbaut und auch der westliche Bahnhofskopf mit der Eröffnung der Nebenbahn in Betrieb genommen.

 

Hebelbank Stellwerk 1, 1990


 

Da das Stellwerk bereits stillgelegt ist und es vom Ende des Bahnsteiges 1 sehr gut zugänglich ist, besteht für Besucher die Möglichkeit, das Stellwerk zu besichtigen und selbst einmal Hand an die Hebel zu legen, die früher nur vom Bahnpersonal bedient werden durften.
Das Stw1 war für die Bedienung der Weichen, Riegel und Signale für den Streckenabschnitt vom Bahnhofsgebäude in Richtung Blaubeuren zuständig. Ebenso wurde die Bedienung des Blocks in Richtung Blaubeuren vom Stw1 aus bedient. Offiziell ging der Zuständigkeitsbezirk (auch Fahrwegprüfbezirk) des Wärterstellwerks vom Einfahrsignal A bis zur Höhe des Westgiebels des Empfangsgebäudes. Das Stellwerk 2 war für die Bedienung der Weichen, Riegel und Signale für die Strecken in Richtung Allmendingen und Hütten (Oberheutal) zuständig.

 

Nahverkehrszug am Stellwerk 1, 1990


Am 12. Mai 1992 erfolgte die letzte regelmäßige Prüfung aller Signalmittel auf dem Stellwerk. Diese wurde mit "In Ordnung" bestätigt. Am 4. April des selben Jahres wurde letztmalig für einen Weichenwärter die Prüfung auf dem Stellwerk 1 abgenommen. Der Prüfling hat "Bestanden".
Zum 20. Mai 1992 erfolgte die Umschaltung des Streckenblocks in Richtung Blaubeuren. Der Streckenblock des Stw1 wurde außer Betrieb genommen, die Rückmeldung der Züge war bis zur vollständigen Umschaltung auf das neue Drucktastenstellwerkerforderlich. Am 25. Mai 1992 wurde dann die gesamte Stellwerksanlage des Bahnhofs Schelklingen, bestehend aus Stellwerk 1, der Befehlsstelle und dem Stellwerk 2 außer Betrieb genommen. Die Funktion wurde durch das neue Stellwerk übernommen.
Die sogenannte Hebelbank sowie die übrigen technischen Einrichtungen des Stellwerks 1 wurden seinerzeit nicht ausgebaut. Dadurch, das heute keine Verbindung mehr zu den Weichen und Signalen über die Drahtzugleitungen besteht, eignet sich das Stellwerk als Demonstrationsobjekt für die Funktionsweise von mechanischen Stellwerken.
Die im Gebäude enthaltene technische Einrichtung wurde 1901 von der Maschinenfabrik Esslingen gebaut. Bei der Bauformhandelt es sich um die so genannte Bauart "Bruchsal G", von der nur noch sehr wenige in Deutschland vorzufinden sind.

 



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